Suizid – keine Trauer wie jede andere
Einsätze zur Begleitung nach Suizid sind einer der häufigsten Einsatzanlässe, nach der Kategorie der plötzlichen Todesfälle (wie erfolglose Reanimation und un-erwartetem natürlichem Tod).

Jährlich sterben etwa 10.000 Menschen in Deutschland durch Suizid. Dies entspricht etwa dreimal so viel, als Personen, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen. Alle 45 Minuten nimmt sich weltweit jemand das Leben. Alle 5 Minuten versucht es jemand.
Anlässlich dieser erschreckenden Zahlen beschäftigte sich der Notfallnachsorgedienst gemeinsam mit den Notfallseelsorgern bei einer Fortbildungsveranstaltung mit diesem wichtigen Thema.
Die Gründe und Anlässe für jeden Suizid sind einzigartig. Manche sind für die Hinterbliebenen nachvollziehbar, andere bleiben ewig ein Rätsel. Suizid ist eine Todesart, die für die Hinterbliebenen besondere Erschwernisse in der Trauer mit sich bringt. Wenn ein nahestehender Mensch sich selbst tötet, erschüttert dies die eigene Lebenseinstellung zu tiefst. Kaum jemand, der nicht selbst betroffen ist, kann ermessen, durch welche quälenden Phasen von Trauer, Schuldgefühlen und Wut Angehörige nach Suizid durchleben müssen. Oft berichten Angehörige, dass ihnen das „ganze Weltbild dahin schwimmt.“ Alles bisher Klare und Wichtige im Leben wird in Frage gestellt. Wichtig ist daher die Akutbetreuung, möglichst sofort in den ersten Stunden, der Angehörigen durch gut geschulte Kriseninterventionskräfte.
Statistiken besagen, dass pro Suizid etwa 6 bis 10 Betroffene (Ehepartner, Kinder, Eltern, Geschwister…) zu betreuen sind. Die Mitarbeiter des Notfallnachsorgedienstes / der Notfallseelsorge sind hier also besonders gefordert, sich auf die betroffenen Angehörigen einzulassen. Es kommt meist zu heftigen Gefühlen, wie Wut, Angst und Schuldgefühlen. Betroffene reagieren oft höchst sensibel und verletzlich. Solche Einsätze lassen oft auch erfahrene Mitarbeiter nicht immer unberührt. Oft steht man sich als Mitarbeiter nach solchen Einsätzen selbst die Frage nach dem Sinn des Lebens. Was macht das Leben lebenswert? Was hält mich am Leben?
Für die Zeit nach der Akutbetreuung durch Kriseninterventionskräfte braucht es für Angehörige eine geeignete Trauerbegleitung, die weit über eine übliche Trauergruppe hinausgeht. Leider gibt es bundesweit nur sehr wenige Angebote für trauernde Angehörige nach Suizid. Der Verein AGUS – Angehörige um Suizid e.V. bietet als zentraler Selbsthilfeverein für Angehörige nach einem Suizid viele Möglichkeiten an, um Menschen in dieser schweren Phase ihres Lebens zu helfen und zu begleiten.
Die Mitarbeiter des Notfallnachsorgedienstes sowie die Notfallseelsorger waren dankbar über diesen offenen Austausch zu diesem besonders wichtigen Einsatzthema.