Erfolgreiche Wiederbelebung nach Fußballspiel
44-jähriger überlebt Herz-Kreislauf-Stillstand dank beherztem Eingreifen von qualifizierten Ersthelfern
Eine der häufigsten Todesursachen ist der plötzliche Herztod. Über 70.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Der Altensteiger Tobias Weber ist einer von ihnen - Er hat überlebt, dank des beherzten Eingreifens einiger qualifizierter Ersthelfer, die noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen begannen.
Dass Weber seinen Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt hat bestätigt, wie wichtig eine rasch einsetzende Reanimation ist. Denn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nimmt das Gehirn, ohne die Aufrechterhaltung des Kreislaufsystems durch Herzdruckmassage, irreversible Schäden. Die Überlebenschance ist in diesem Fall nur noch gering. Zwar kann durch das bereits etablierte Helfer-vor-Ort-System des DRK die therapiefreie Zeit im Kreis Calw bereits gut überbrückt werden, dennoch waren gut ausgebildete Fachkräfte bislang nicht Teil dieser Rettungskette. Mitarbeitende in Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen, wie z.B. Arztpraxen und Pflegediensten, ausgebildete Sanitäterinnen und Sanitäter der Hilfsorganisationen oder der Feuerwehr, haben nun die Möglichkeit, über die Smartphone-App „Region der Lebensretter“ alarmiert zu werden und somit in solchen Notfällen selbst schnell helfen zu können.
Das berühmte „Glück im Unglück“ habe er gehabt, erklärt Weber, der nach einem Fußballspiel in Würzbach plötzlich neben seinem Fahrzeug zusammenbrach. Dem Zufall war es geschuldet, dass seine Ersthelfer, die ihn bereits nach kurzer Zeit auffanden, beide im Calwer Krankenhaus tätig sind. Umgehend begannen die beiden mit der Reanimation des Fußballers. Durch die Verwendung eines hinzugeholten automatisierten externen Defibrillators (AED oder auch DEFI) und der professionellen Wiederbelebung gelang es, den Bewusstlosen noch vor Ort zu stabilisieren.
Justin Frank, Notfallsanitäter im DRK-Kreisverband Calw e.V., traf im Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) vor Ort ein und übernahm gemeinsam mit dem Notarzt die lebenserhaltenden Maßnahmen, wobei sie von den Ersthelfern bis zum Eintreffen des Rettungswagens (RTW) unterstützt wurden. „Auch dank der Ersthelfer konnte eine ausreichende Reanimation unter besten Bedingungen fortgeführt werden“, erklärte Frank. Bereits wenige Minuten nach Eintreffen des NEF konnte deswegen der Patient mit einem spontanen Kreislauf in den RTW verbracht werden. „Im Hinblick darauf, dass ein Patient eine Überlebenschance von etwa 10% bei eintretendem Herz-Kreislauf-Stillstand hat, sieht man in diesem Fall, dass das schnelle und professionelle Handeln der Ersthelfer entscheidend ist“, bemerkt Frank nachdrücklich.
Nachdem in der Herzambulanz ein Stent implantiert und umfangreiche Rehamaßnahmen nach einem 9-tägigem Krankenhausaufenthalt durchgeführt wurden, sagt Weber heute, er fühle sich fitter als zuvor. „Ohne diese schnell einsetzende Reanimation hätte ich wohl nicht überlebt“, konstatiert Weber, der erst auf der Intensivstation des Calwer Krankenhauses wieder zu sich kam. Dessen ist sich auch Nadine Burow sicher, eine der Ersthelferinnen, die vor Ort um Webers Leben kämpfte. Als Krankenschwester sind Reanimationen für sie nichts Ungewöhnliches. Dennoch: in ihrer 23-jährigen Tätigkeit im Beruf sei dieser Fall für sie alles andere als alltäglich gewesen, denn als Ersthelferin war sie zum ersten Mal eingebunden. Ein Erlebnis, das ihr eindrücklich in Erinnerung bleiben wird.
Für Weber bedeutet sein Überleben eine große Chance: „Ich bin unendlich dankbar, dass ich noch am Leben bin und erfahren darf, wie meine beiden Kinder groß werden.“ Für Menschen wie ihn haben wir im Kreis Calw dem plötzlichen Herztod den Kampf angesagt. Mit unserem Projekt „Region der Lebensretter“ wollen wir die Rettungskette erweitern und qualifizierte Ersthelfer in das App-basierte Alarmierungssystem mit aufnehmen. Damit kann die behandlungsfreie Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte deutlich reduziert werden. Nadine Burow und eine große Schar ihrer Arbeitskolleginnen auf der Station haben sich bereits in der App registriert: „Dieses Projekt ist eine gute Sache, die wir von ganzem Herzen unterstützen möchten.“ Mit dem Projekt können nun endlich Kapazitäten gut ausgebildeter Ersthelfer genutzt werden, die zuvor nicht in einen Rettungsablauf integriert waren.
Im Falle eines plötzlichen Herzstillstandes werden über die Integrierte Leitstelle alle registrierten professionellen Ersthelfer aus derzeit schon 18 Landkreisen in Baden-Württemberg, die sich in unmittelbarer Nähe des Unglücksorts befinden, über diese Smartphone-App automatisch alarmiert. Innerhalb kürzester Zeit können diese dann alle notwendigen Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes und des Rettungsdienstes durchführen. Damit wird die Rettungskette im Kreis Calw erheblich ausgebaut. Vor allem in unserem ländlichen Gebiet kann so wertvolle Zeit genutzt und überbrückt werden. Aus dem Kreis Calw haben sich bereits knapp 100 Helfer registriert!
Parallel hierzu bauen wir kontinuierlich unsere DEFI-Map aus, die Auskünfte über öffentlich zugängliche AEDs liefert. Diese sind ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen den plötzlichen Herztod. Gut ein Viertel der bekannten achtzig Geräte sind von den Betreibern bereits für die direkte Alarmierung via App freigegeben. Zudem gibt die Karte unseren Mitarbeitern in der Integrierten Leitstelle eine Übersicht und somit können unsere ehrenamtlichen Ersthelfer, die Teil der "Region der Lebensretter" sind, schnell zum nächsten lebensrettenden AED-Standort gelotst werden.
Sie möchten mitmachen? Gerne können Sie sich an unsere Ansprechpartnerin der „Region der Lebensretter", Manuela Rühle, Tel: 07051 7009-132, E-Mail: manuela.ruehle(at)drk-kv-calw.de, wenden. Weitere Informationen finden Sie zudem auf unserer Website unter www.drk-kv-calw.de/angebote/engagement/region-der-lebensretter.html.
Aktuelle Informationen zum Stand unserer Defi-Map sind im Internet ersichtlich unter: https://www.drk-kv-calw.de/angebote/bevoelkerungsschutz-und-rettung/aed-standorte.html. Sollte Ihre Firma, Ihr Verein oder Ihre Organisation über einen AED verfügen, den Sie öffentlich zugänglich machen möchten, dürfen Sie sich gerne mir uns über unser Kontaktformular auf der Website oder unsere Ansprechpartner über info@drk-kv-calw.de in Verbindung setzen.
Tobias Weber (mittig) überlebte einen Herz-Kreislauf-Stillstand unter anderem dank des beherzten Eingreifens von Nadine Burow und anderen qualifizierten Ersthelfern, die noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes (u.a. Justin Frank, Notfallsanitäter, links im Bild) mit Wiederbelebungsmaßnahmen begannen.