Ehrenamtskarte nimmt an Fahrt auf
MdL Thomas Blenke (CDU) und Manuel Hagel, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, im Gespräch mit Hilfsorganisationen im Kreis Calw – Helfermangel bereitet große Sorgen
Noch in diesem Frühjahr soll in Baden-Württemberg die geplante Ehrenamtskarte auf den Weg gebracht werden. Zunächst als Testlauf, wofür 4 Stadt- und Landkreise, darunter der Landkreis Calw, als Modellstandorte die Karte erproben sollen. Vor diesem Hintergrund nahmen die Landtagsabgeordneten Thomas Blenke, Mitglied des Landtages (innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion), und Manuel Hagel, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, die Gelegenheit eines Besuches im Kreis Calw wahr, um mit Vertretern der Hilfsorganisationen ins Gespräch zu kommen.
Das Ehrenamt in all seinen Facetten ist eine zentrale Säule unserer Gesellschaft. Durch den Einsatz freiwillig engagierter Bürgerinnen und Bürger wird unser Gemeinwesen nachhaltig gestärkt. Das haben vor allem die zurückliegenden und anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre gezeigt. „Um diese wertvolle Arbeit zu würdigen“, so Blenke, „möchten wir mit der Ehrenamtskarte ein Zeichen der Wertschätzung setzen.“ Gleichsam solle damit auch seitens der Politik ein Impuls gesetzt werden, um mehr Menschen zu einem freiwilligen, unentgeltlichen Engagement motivieren zu können. Denn: In den Räumlichkeiten der Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbandes Calw e.V. lag der Fokus des Gesprächs vor allem auf den Problemen in der Nachwuchsgewinnung.
Akuter Helfermangel im Ehrenamt
Den akuten Helfermangel beklagten sowohl DRK-Kreisbereitschaftsleiter Michael Stech, als auch Kreisbrandmeister Dirk Patzelt und Marc Stahl, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerkes Calw. Der gemeinsame Konsens der Vertreter der Hilfsorganisationen: Die geplante Ehrenamtskarte wird eine Wertschätzung gegenüber dem ehrenamtlichen Einsatz bereits Aktiver sein. Umso bedeutender sei damit die Aufgabe der Mitwirkenden im Landkreis Calw, die nun als Modellregion bei der Ausarbeitung und Umsetzung unterstützend zur Seite stehen und auf diese Weise mit über den Erfolg der Ehrenamtskarte entscheiden.
Der signifikante Helfermangel lasse sich auch längst nicht mehr durch die Kinder- und Jugendarbeit allein beheben, so Patzelt. In allen Bereichen des Ehrenamtes sei man mehr und mehr darauf angewiesen, Quereinsteiger zur Mitarbeit zu motivieren. Die Coronapandemie habe bei allen Hilfsorganisationen teilweise große Lücken in den Reihen hinterlassen. Er könne sich vorstellen, dass die übrigen Helfer zunehmend müde werden, da sie bei allen großen Krisen der letzten Jahre, sei es die Pandemie, die Flüchlingsbewältigung aufgrund der Ukrainekrise oder Naturkatastrophen, stets an vorderster Linie standen.
„Heutzutage Menschen zu motivieren, im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz tätig zu sein, ist zu nehmend schwierig. Eine solche Tätigkeit ist nicht zu unterschätzen. Profunde Ausbildungen und regelmäßige Übungen sind notwendig, um im Bedarfsfall gezielt helfen zu können“, gab Stech zu bedenken. Seitens der Politik müsse abgewägt werden, ob nicht noch weitere Schritte gegangen werden müssen. Da der Katastrophenschutz in Deutschland hauptsächlich auf dem Ehrenamt basiere, besteht für die Zukunft die Gefahr, nicht genügend Helfer organisiert zu bekommen, sollte nicht weiterer Nachwuchs akquiriert werden können, wie DRK-Kreisbereitschaftsleiterin Tamara Winter anmerkte. Biete das Ehrenamt keine attraktiven Vorteile, sähe sie Schwierigkeiten, Helfer langfristig an das Ehrenamt zu binden.
Ehrenamtskarte soll Wertschätzung zurückgeben
Laut CDU-Fraktionsvorsitzenden Hagel muss und soll in den Bevölkerungsschutz dringend investiert werden, was ab dem Doppelhaushalt 2023/24 geschehen soll. Auf dem Plan stehe ein Sonderprogramm zur Stärkung des Katastrophenschutzes. Selbstverständlich sei es ein Anliegen, so Blenke, die Ehrenamtskarte möglichst attraktiv zu gestalten. Denn damit soll ein Stück Wertschätzung gegenüber der geleisteten Arbeit zurückgegeben werden. Wichtig sei ihm, dabei im Austausch mit den Menschen vor Ort zu bleiben, denn: „Wir wollen die Ehrenamtskarte mit Leben füllen, um das Ehrenamt voranzubringen.“
Die Ehrenamtskarte soll ehrenamtlichen Helfern Vergünstigungen bieten. Im Gespräch sind hier freier Eintritt in Schwimmbädern, Kinos oder Museen oder kostenlose Fahrten im Öffentlichen Personennahverkehr. Als Modellstandort ist es nun Aufgabe des Landkreises Calw, gemeinsam mit den anderen Modellstandorten Freiburg, Ulm und Ostalbkreis, Ideen und Anregungen zu sammeln, wie die Ehrenamtskarte für alle Altersgruppen attraktiv gestaltet werden kann.
Der DRK-Kreisverband freut sich über die Möglichkeit, im Modellprojekt mitarbeiten zu können und hofft auf ein möglichst attraktives „Paket für Ehrenamtliche“.