Notfallnachsorgeeinsätze in Zeiten von Corona
Was bleibt, ist die Empathie
„Entschuldigung, ich habe Sie leider nicht richtig verstanden“, erwidert die von mir betreute Person. Immer wieder muss ich mich selbst daran erinnern, etwas lauter und deutlicher unter meiner FFP2 Maske zu sprechen. Notfallnachsorge in Zeiten von Corona. Einer Zeit, die geprägt ist, von strengsten Hygienevorschriften, Abstandsgeboten und einer physischen Sprachbarriere – geht das überhaupt?
Wir mussten unsere Begleitung sehr umstellen, aber zwischenzeitlich sind wir „angekommen“ in einer Zeit von Abstand, Hygiene und Maske und trotzdem ist hohe Konzentration im Einsatz gefragt: Abstand halten – andere schützen – sich selbst schützen – und trotzdem etwas Nähe zum Betroffenen aufbauen. Oft ein Spannungsfeld, wo man gerne auch emotionale Nähe aufbauen möchte.
Besonders sticht bei den Einsätzen hervor, dass den Menschen nach dem Tod eines Familienmitgliedes der soziale Kontakt fehlt. Eigentlich würden wir den Betroffenen gerne Perspektiven schaffen, wer aus dem sozialen Umfeld helfen und Gutes tun kann, denn der soziale Kontakt ist so wichtig für die weitere Verarbeitung des Ereignisses. Doch was ist, wenn Freunde nicht eben mal kommen können, weil sie sich vielleicht derzeit in Quarantäne befinden? Was, wenn Angehörige vielleicht im nahen Ausland wohnen und für die Einreise einen PCR-Test nachweisen müssen?
Ja, Notfallnachsorge ist in Zeiten von Corona schwieriger und herausfordernder und man muss sich ständig auf neue Situationen einstellen. Ja, meine Mimik ist unter der Maske sicherlich etwas eingeschränkt. Aber was bleibt, ist meine Empathie, die ich den Menschen geben kann. Mein Einfühlvermögen und meine Einstellung gegenüber Betroffenen. Nonverbale Kommunikation ist das „Zauberwort“. Ich glaube, dass sich auch Menschen ohne viele Worte verstehen. Und so manches Mal braucht es im Notfallnachsorgeeinsatz sowieso das professionelle „Klappe halten und zuhören“.
Dennoch bleibt es das Wichtigste, dass Menschen in Krisensituationen nicht alleingelassen werden. Auch weiterhin wollen wir, vom DRK-Notfallnachsorgedienst, für Menschen in schweren Krisenzeiten im Einsatz sein.