Informationsveranstaltung im Landratsamt Calw zur "Region der Lebensretter"
Schnell einsetzende Reanimation kann Leben retten – Der größte Fehler ist es, nichts zu tun
Es sind Sekunden, die bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand über Leben und Tod entscheiden. Bundesweit überleben nur etwa 10-15 Prozent der Betroffenen. Denn bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes dauert es im Schnitt 8-10 Minuten, im ländlichen Raum unter Umständen noch länger. Einen lebensentscheidenden Vorteil für diese Patienten hat der DRK-Kreisverband Calw e.V. im vergangenen Herbst mit dem Start des Projektes „Region der Lebensretter“ geschaffen. Anfang März können Interessierte an einer Informationsveranstaltung teilnehmen.
„Im Landkreis Calw können wir mit unserem bewährten Helfer-vor-Ort-System die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bereits effektiv überbrücken. Unser Bestreben war es, dieses System zu optimieren, um den Patienten im ländlichen Raum die bestmögliche Versorgung bieten zu können,“ erklärt Walter Beuerle, Präsident des DRK-Kreisverbandes Calw e.V. im Interview. „Die Integrierte Leitstelle (ILS) ist mit einem appbasierten System seit Oktober in der Lage, registrierte Ersthelfer über das Smartphone zu alarmieren, sobald ein Herz-Stillstand-Notruf eingeht. Im Zuge dessen wurde zudem der Bestand aller öffentlich zugänglicher Defibrillatoren (Defi oder auch AED) aufgelistet und die Datenbank mit dem Ersthelfersystem verbunden.“
Warum es so wichtig ist, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand schnell zu reagieren erklärt Professor Dr. med. Martin Oberhoff, Chefarzt Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie Calw im Klinikverbund Südwest:
„Schon nach 3-5 Minuten, ohne Sauerstoffversorgung sterben die ersten Gehirnzellen ab. Nach 9 Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten bereits unter 10%. Unabhängig von den Fortschritten in der Notfall- und Intensivmedizin ist deswegen ein schnelles Eingreifen essenziell. Wenn wir die Laienreanimationsquote durch Laien und ausgebildete Ersthelfer steigern, steigt die Überlebenschance der Patienten erheblich.“
Abgesehen vom Projekt „Region der Lebensretter“ ist also die schnelle Reanimation, auch durch Laien, die sich vor Ort befinden, ausschlaggebend für den klinischen Verlauf und kann Leben retten. Vorausgesetzt, Helferinnen und Helfer haben keine Angst davor, Fehler zu machen?
Prof. Dr. med. Oberhoff: „Der größte Fehler ist es, nichts zu tun. Mit jeder Minute, in der keine lebenserhaltenden Maßnahmen vorgenommen werden, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit. Die Herzdruckmassage ist im Grunde simpel. Gedrückt wird beim auf dem Rücken Liegenden in der Mitte des Brustkorbs. Der Hilfeleistende kniet sich dafür neben den Körper des Bewusstlosen und drückt mit übereinandergelegten Händen kräftig und rhythmisch. Wer sich eine Atemspende nicht zutraut, kann allein mit dem Drücken, selbst dann, wenn es ungeübt ist, Leben retten.“
Neben der Initiative, die der DRK-Kreisverband mit dem Projekt zeigt, ist es den Verantwortlichen vor allem ein großes Anliegen, die breite Bevölkerung in der Reanimationstechnik zu schulen. Hierzu äußert sich die Ausbildungsbeauftragte und Regionenkoordinatorin für die Region der Lebensretter im Kreis Calw, Manuela Rühle.
„Jeder von uns kann in die Situation kommen, schnell Erste Hilfe leisten zu müssen. Wenn man für solche Fälle gewappnet sein will, ist es gut, seine Notfallkenntnisse bei regelmäßigen Erste-Hilfe-Kursen aufzufrischen. Unabhängig davon wollen wir jedoch in Kooperation mit den Städten und Gemeinden im Landkreis Calw kostenlose Reanimationstrainings anbieten.“
Seit Oktober ist die Lebensretterapp „FirstAED“ im Kreis Calw „scharf“ geschaltet. Was muss ein Interessierter beachten, der sich als Lebensretter registrieren lassen möchte?
Manuela Rühle: „In unserem System können sich medizinisch geschulte Helferinnen und Helfer registrieren, die eine Sanitäts- oder medizinische Ausbildung nachweisen können. Für die Freischaltung müssen sie uns nur das ausgefüllte Registrierungsformular zusenden. Die Registrierung wird bei der ersten Anwendung der FirstAED-App durchgeführt.
Auch der Klinikverbund Südwest hat bei den Beschäftigten das System beworben. Alexandra Freimuth, Regionaldirektorin im Kreisklinikum Calw-Nagold:
„Für die Erstversorgung der Bevölkerung stellt das Projekt einen wichtigen Bestandteil der Rettungskette dar. An der Umsetzung und der Ausweitung wollen wir weiter mitarbeiten. Nicht zuletzt durch die Beteiligung unserer Beschäftigten können wir so durch die Registrierung qualifizierter Mitarbeiter das Netz der Ersthelfer weiter verdichten.“
Zudem wird die Informationsveranstaltung im Calwer Landratsamt am kommenden Samstag mit einem medizinischen Vortrag von Prof. Dr. med. Oberhoff vom Klinikverbund Südwest unterstützt. Interessierte sind hierzu herzlich eingeladen. Die Veranstaltung findet am 4. März 2023 ab 14.00 Uhr im Großen Sitzungssaal Raum C 400 im Landratsamt Calw statt. (Laden Sie sich hier die PDF-Anzeige zur Veranstaltung herunter) Im Anschluss bietet das DRK mit dem Ausbildungsteam praktische Übungsmöglichkeiten an. Um eine Anmeldung bei der Regionenkoordinatorin Manuela Rühle, E-Mail: manuela.ruehle(at)drk-kv-calw.de oder Tel.: 07051 7009-3210 wird gebeten.
Eine weitere Informationsveranstaltung für Interessierte mit Unterstützung und Vortrag von Dr. med. Uwe Helber, Chefarzt des Zentrums für Kardiologie Nagold-Herrenberg, wird am 30. März um 18.00 Uhr an den Kliniken Nagold stattfinden.
Der DRK-Kreisverband Calw e.V. und der Klinikverbund Südwest GmbH freuen sich über eine rege Beteiligung!