Die Arbeiten gehen Hand in Hand
Mitglied des DRK-Kreisverbandes Calw e.V. unterstützt bei Hilfseinsatz im Ahrtal
Er steht mit einem Unimog auf der Straße und vor ihm klafft ein Loch. Mehrere 100 Meter Bundesstraße - einfach davon gespült. Stahlbrücken, massive Betonpfeiler wurden umgeschmissen als wären es Streichhölzer gewesen. Häuser stehen nur noch zur Hälfte oder wurden gänzlich von den Wassermassen davon gerissen. "Es ist unvorstellbar, welche Gewalt hier geherrscht hat. In einem Kriegsgebiet", so mutmaßt Ernst Feil "kann es nicht schlimmer aussehen."
Seit 6. August befindet sich das DRK-Mitglied unseres Kreisverbandes und Bereitschaftsmitglied des DRK-Ortsvereins Nagold/Wildberg e.V. in dem vom Hochwasser schwer getroffenen Gebiet in Rheinland-Pfalz. Als Logistiker ist er auf vier verschiedenen Touren dafür zuständig, unterschiedliche Versorgungsstellen mit Handwerkszeug zu beliefern. Auch wenn die Aufräumarbeiten langsam voranschreiten und beschädigte Straßen mittels Planierraupen wieder einigermaßen befahrbar gemacht werden, ist vielerorts nur mit den Unimogs ein Durchkommen möglich.
Er selbst staune von jedem Tag aufs Neue, wie viel im Ahrtal in diesen Tagen bewegt werde und mit wieviel Engagement und Motivation die Helfenden vor Ort bei der Sache sind. Das DRK habe, neben den anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), dabei Enormes geleistet. Unzählige Funk- und Beleuchtungsmasten wurden aufgestellt, die Infrastruktur werde immer weiter ausgebaut. Nun sollen in den nächsten Tagen sechs mobile Kläranlagen aufgebaut werden, um die Abwasseraufbereitung wieder gewährleisten zu können.
"Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hilfsorganisationen und der Bundeswehr vor Ort funktionieren hervorragend", berichtet Feil. Alle Arbeiten gingen Hand in Hand und es sei motivierend und phänomenal zu sehen, wie viel sich jeden Tag verändere. Auf der anderen Seite, sei da aber immer noch unglaublich viel Schutt und Müll. Ganze Existenzen lägen auf der Straße. Viele hätten alles verloren und seien einzig mit ihrem Leben davongekommen, manche noch nicht einmal das. "Wenn man im Gespräch mit den Menschen vor Ort die tragischen Schicksale erfährt, bekomme ich jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut", sagt Feil und es entsteht eine lange Pause. Umso bewundernswerter findet er, wie positiv gestimmt trotz alledem die Mehrheit derer vor Ort wäre, mit denen er bisher im Kontakt war.
Auf die Frage hin, was ihn dazu bewogen habe, im Hochwassergebiet zu helfen, lacht Feil. Es sei das Helfersyndrom. Er habe sozusagen in den Startlöchern gesessen, als ihm das Ausmaß der Überschwemmung bewusst geworden sei. Sofort wäre ihm klar gewesen, dass die Menschen vor Ort jegliche Unterstützung benötigen werden, die sie bekommen können. Wenn sein Hilfseinsatz nach acht Tagen beendet sein wird, wolle er abklären, ob er in Kürze noch einmal vor Ort könne. Für ihn, so Feil, sei es ein Stück Lebenserfahrung und beruhigend zu sehen, wie die Menschen, egal welcher Nationalität oder welchen Standes angesichts einer solchen Katastrophe zusammenhalten, um zu helfen - ganz im Sinne Henry Dunants.